Rund die Hälfte aller WordPress-Installationen weltweit nutzt eine nicht englische Sprachversion. Weil dafür mittlerweile nicht nur der WordPress-Core, sondern auch viele tausend Plugins und Themes übersetzt werden, können die Gruppen freiwilliger Übersetzerinnen und Übersetzer gar nicht groß genug sein. Um möglichst vielen Interessierten einen Einblick in die Arbeit der ehrenamtlichen Übersetzer/innen zu geben und an einem Tag gemeinsam weltweit an Übersetzungen zu arbeiten, wurde im letzten Jahr der Global Translation Day initiiert.

Weil die Vorbereitungen für den nächsten Global Translation Day gerade in die heiße Phase eintreten, habe ich in Paris mit der Leiterin des internationalen WordPress Übersetzungs-Teams (der Polyglots) Petya Raykovska gesprochen:

Simon: Lass uns am besten ganz vorne anfangen – wie kam das Polyglots-Team auf Idee, eine Veranstaltung wie den Global Translation Day aus dem Boden zu stampfen?

Petya: Der Global Translation Day ist eines meiner liebsten Ployglots-Projekte. Er ist das Ergebnis einer verrückten Idee, eines Experiments. Wir wollten mal länger als eine Stunde zusammenarbeiten. Dazu musst du wissen, dass das Polyglots-Team zwar eine Gruppe ist, die einzelnen Übersetzer-Teams aber sehr eigenständig arbeiten. Sie müssen nicht wirklich Teil der globalen Gruppe sein um zu funktionieren und das ist gut so. Es ist ein weitgehend dezentrales System, das ohne Leitung von oben funktionieren kann.
Aber da hat etwas gefehlt. In unseren wöchentlichen [Slack] Chats haben wir darüber gesprochen wie toll es wäre, als globales Team zusammenzuarbeiten. Wir könnten das nutzen, um neue Übersetzer an Bord zu bringen und unsere Arbeit weltweit bekannter zu machen. Viele Menschen wussten vorher nichts von dem was wir tun und dass sie mitmachen können.
Und das war unsere ursprüngliche Idee. Wir haben immer wieder über so ein Event gesprochen. Irgendwann hatten wir dann den Punkt erreicht, an dem wir beschlossen haben, dass es Zeit ist anzufangen. Dann wurde uns schnell klar, dass die Veranstaltung aus einem Bildungs- und einem Mitmach-Teil aufgebaut sein  sollte.
Deshalb bestehen Global Translation Days nicht nur so viele lokale Veranstaltungen wie möglich, sondern auch aus einem 24 Stunden Livestream.

Simon: Und der Livestream ist auch international und wird von vielen verschiedenen Menschen bespielt, oder?

Petya: Genau, wir haben uns da am Format von WordSesh orientiert. Dieser Teil ist im Prinzip eine richtige Online-Konferenz. Wir haben Speaker von überall auf der Welt und machen einen Zeitplan, der auf einzelne Gruppen zugeschnitten ist. Je nach inhaltlicher Ausrichtung des Tages unterscheidet sich das Programm: beim ersten Mal wollten wir zum Beispiel möglichst viele Global Translation Editors [Übersetzer/innen mit Rechten, Übersetzungen freizuschalten] aus unterschiedlichen Sprachen ins Programm holen, um über die Übersetzung in ihre jeweiligen Sprachen zu sprechen. In den einzelnen Sprachen gibt es viele Dokumentationen, Glossare, Styleguides und häufige Fehler, die für Einsteiger nicht immer einfach zu finden sind, die bei der Übersetzung aber sehr helfen. Wenn du jemanden hast, der dich bei deinen ersten Schritten an der Hand nimmt und dir hilft, ist das sehr einfach, wenn du dir alles alleine erschließen musst, ist die Hürde deutlich höher. Die eigentliche Kraft des Events steckt aber in den lokalen Veranstaltungen.

Simon: Nachdem im letzten Jahr bereits zwei Global Translation Days stattgefunden haben, gibt es dazu doch bestimmt interessante Ergebnisse?

Petya: Allein nach der ersten Veranstaltung im April 2016 hat sich die Anzahl der Übersetzerinnen und Übersetzer knapp verdoppelt. Bis dahin waren wir rund 5.000 Personen [seit dem Start der Übersetzung von WordPress]. Fast über Nacht waren wir über 13.000 Contributoren, davon 1.300 Editoren [also Personen mit Rechten zum Freischalten von Übersetzungen in ihrer Sprache]. Am ersten Translation Day haben wir weltweit außerdem etwas mehr als 60.000 Textstellen übersetzt.

Kurz vor dem zweiten Event fanden in den USA die Präsidentschaftswahlen statt und Lennart Cohen ist gestorben. Der Translation Day danach war trotzdem eine großartige Veranstaltung und ein echter Lichtblick in dieser Woche. Wir hatten tolle Vorträge im Livestream, mehr lokale Gruppen und noch mehr Übersetzungen als beim ersten Mal. Im Stream hatten wir einige etwas entwicklungslastigere Beiträge, ein paar Panels zu Übersetzungsfunktionen in WordPress mit Dominik, Pascal und John und Joche. Caspar hat einen Vortrag zur geschlechtergerechten Übersetzung gehalten und im Anschluss ein Panel zum Thema moderiert.

Simon: Und jetzt steht die dritte Inkarnation vor der Tür, Ende September 2017 findet der nächste Global Translation Day statt.

Petya: Genau. Ganz ähnlich wie bei Contributor Days haben die lokalen Organisatorinnen und Organisatoren es bei der Vorbereitung relativ einfach. Der Teil mit der Online-Konferenz macht die Vorbereitung für uns aber etwas aufwändiger. Wir haben das Datum [den 30. September 2017] bereits bekanntgegeben, mit der offiziellen Ankündigung des Events aber gewartet, weil der Translation Day dieses Mal einen neuen Lead-Organizer haben wird. Pascal Casier wird diese Aufgabe übernehmen. Aber natürlich kann eine Person alleine nicht die komplette Veranstaltung stemmen, deshalb gibt es ein ganzes Team von Freiwilligen.

Simon: Was muss oder kann ich als Meetup-Organisator tun, um am 30. September mit dabei zu sein?

Wie schon gesagt sind die lokalen Events ein besonders wichtiger Bestandteil des Global Translation Day. Als Meetup-Orga kannst du dich in eine Tabelle eintragen, die wir auf unserem Polyglots Blog verlinkt haben. Dann kannst du vor Ort einfach eine Veranstaltung organisieren. Dazu musst du im Übrigen weder ein WordPress-Meetup organisieren noch besonders große Räume zur Verfügung haben. Wenn du dich mit drei bis vier Leuten in deinem Wohnzimmer triffst, ist das auch gut, das habe ich so auch schon gemacht.
Wenn sich mehr Leute anmelden sind Büros immer gute Veranstaltungsorte. Die italienische Community freut sich über den Translation Day, weil sie sich zu Kaffee und Kuchen treffen können. Das Ganze muss also weder sehr formell sein, noch großartig vorbereitet werden. Alle können mitmachen. Wenn in einer Gruppe aber keine General Translation Editors [mit den Rechten zum Freischalten von Übersetzungen] sind, kann es darüber hinaus nicht schaden, Kontakt mit den GTEs der eigenen Sprache aufzunehmen und nach Tipps für Neueinsteiger zu fragen.

Die Dokumentation der Global Translation Days vom April und November 2016 sind weiterhin online. Alle Infos zum anstehenden Event gibt es auf wptranslationday.org und in der Ankündigung auf make.WordPress.org. Wer interessiert ist eine lokale Veranstaltung zu organisieren, kann sich hier in die Liste eintragen. Und sobald absehbar ist, wo sich in Deutschland, Österreich und der Schweiz überall lokale Gruppen treffen, werden wir hier auch noch einmal eine Liste veröffentlichen.