Leiden, Oktober 2013

Mein erstes, richtiges WordCamp? Das war das WordCamp Europe im Oktober 2013 in Leiden, Niederlande. Alle waren sie da – die ganz Großen der WordPress Community: Matt Mullenweg, Samuel „Otto“ Wood, Joost de Valk (Yoast), Andrew Nacin, Brad Williams, … Vor allem aber standen sie nicht unnahbar auf großer Bühne, sondern beantworteten in persönlichen Gesprächen bereitwillig selbst Einsteigern wie mir alle möglichen und unmöglichen Fragen.

Hier traf ich auch zum ersten Mal Caspar Hübinger, Co-Initiator des WordPress Meetup Potsdam, Organisator des deutschen WP Camp (einer zumindest an WordCamps angelehnten Veranstaltung) und nun Co-Organisator des WordCamp Europe.

Sechs Monate später, unmittelbar vor dem ersten offiziellen WordCamp in Deutschland, stellte Caspar der deutschen WordPress-Community in einem Brandbrief berechtigte Fragen.

Bist du irgendwo? Gibt es dich? Noch, oder wieder? Wer bist du, und wenn ja, wie viele?

Caspar Hübinger, Juni 2014

Die deutsche WordPress-Community? Nicht existent. Weder auf Google, noch in Form internationaler Beteiligung am gemeinsamen Projekt WordPress. Nicht auf dem WordCamp Europe und auch nicht in den Köpfen der Anwender, die WordPress täglich benutzten.

Hamburg, Juni 2014

WordCamp Hamburg
WordCamp Hamburg, Foto Uli Mattes

An viele Vorträge auf dem WordCamp Hamburg kann ich mich gar nicht mehr im Detail erinnern, aber unvergesslich bleibt die Keynote von Zé Fontainhas mit seinem Zitat über die Anmut (die nach Schiller von persönlichem Verdienst abhängt!).

In dieser Keynote hatte auch Zé nicht mit Kritik an der deutschsprachigen WordPress-Community gespart, aber eine Weile später räumte er in einem Blogbeitrag ein:

Auch wenn es unmittelbar nach der Keynote keine Fragen gab, wurde ich anschließend wiederholt um Rat gebeten, wie sich eine Community organisieren soll, wann und ob sie sich als Community bezeichnen könne oder ob es sogar mehr als eine Community geben könne. Ich antwortete so gut ich konnte, immer bemüht, das Thema von technischen oder spezifischen Empfehlungen loszulösen. Der Grund hierfür war mir zunächst nicht klar, aber im Flieger nach Hause wurde mir deutlich: Die Wahrheit ist, ich habe keine Idee.

Zé Fontainhas

Die Antworten kamen von der Community selbst: auf dem anschließenden Contributor Day wurde der Grundstein für viele Aktivitäten gelegt. Dabei ist vor allem den Hamburger Organisatoren anzurechnen, dass das Team Deutschland dabei nie die in der WordPress-Community oft betonte Diversity aus den Augen verloren hat: Niemand soll sich ausgegrenzt fühlen, jeder ist herzlich willkommen – unabhängig von Geschlecht, Alter, Herkunft oder sexuellen Präferenzen.

Gemeinsam haben wir viel geschafft.

Die Webseiten für WordPress Deutschland wurden überarbeitet, die Übersetzung von WordPress in Deutsch auf ein sehr hohes Niveau gebracht, es gibt mehr deutsche Mitwirkende am WordPress-Core und einen umfassenden Support.

Köln und Berlin 2015

Seit dem WordCamp Hamburg ist viel Zeit vergangen. Im letzten Jahr gab es zwei weitere WordCamps in Deutschland, eines in Köln mit 350 Teilnehmern und ein „kleineres“, auf Entwickler ausgerichtetes WordCamp mit 222 Teilnehmern in Berlin.

Die Organisatoren des WordCamp Berlin brauchten übrigens nicht lange, um ihre Tickets unters Volk zu bringen: Die ersten 100 Tickets waren nach 5 Stunden verkauft, nach einer Aufstockung weitere 50 Tickets innerhalb von 20 Minuten – der Rest ging an Speaker und Sponsoren.

(Der Vollständigkeit halber: Das WordCamp Zürich hatte weitere 198 Teilnehmer, allerdings wurden die Vorträge mit Blick auf die Mehrsprachigkeit der Schweizer auf Englisch gehalten.)

Turin, 2016

Für die italienische WordPress-Community war das WordCamp Europe im Juni 2015 in Sevilla die Initialzündung: Aosta, Barletta, Bologna, Brescia, Genua, Lucera, Neapel, Reggio Emilia, Rom, Romagna und Turin – innerhalb von 9 Monaten schossen zusätzlich zum bereits seit 2013 bestehenden Meetup in Mailand 9 weitere Meetups wie Pilze aus dem Boden.

Am 7. November 2015 fand in Mailand unter Anleitung von Sara Rosso (Director of Marketing, Automattic) und Petya Raykovska (Lead des Übersetzungs-Teams Polyglots) der erste italienische Contributor Day mit rund 70 Teilnehmern  statt.

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Fünf Monate später gab es das erste offizielle WordCamp in Turin. Die Organisatoren rund um Francesca Marano hatten konservativ kalkuliert und zunächst nur 100 Tickets angeboten, die aber rasch vergriffen waren. Insgesamt konnten sie schließlich 300 Tickets unterbringen.

Erst die Arbeit, dann das Vergnügen: Am Tag vor dem WordCamp fand ein weiterer Contributor Day statt, für den schon 100 Tickets verkauft wurden. Unterstützung bei der Mitwirkung gab es unter anderem von John Blackbourne (Release-Leiter für WordPress 4.1), Nikolay Bachiyski (WordPress’ Security Czar), Petya Raykovska (Polyglots) und Andrea Fercia (Accessibility).

Die 24 hochkarätig besetzten Vorträge deckten alle Themengebiete ab. Von Entwicklung über Business, SEO und Internationalisierung, bis zu REST API und einem spannenden Ausblick auf die Zukunft von WordPress war alles dabei. Das hoch motivierte, internationale Publikum sparte dann auch nicht mit Applaus. Die sprichwörtliche italienische Gastfreundschaft zeigte sich sowohl in liebenswerten Begrüßungen, als auch in vielen kleinen Delikatessen, die in den kommunikativen Pausen angeboten wurden – alles perfekt und mit viel Liebe zum Detail organisiert.

Souvenirs vom WordCamp Torino
Gianduia, Foto Bego Mario Garde, CC-BY-2.0

Da meine Italienischkenntnisse bestenfalls für eine Bestellung beim Italiener um die Ecke ausreichen, habe ich mich vor allem auf die englischen Sessions konzentriert, konnte dort aber viele gute Ideen mitnehmen. Aber selbst den italienischen Sessions konnte man gut folgen, da fast ausnahmslos Präsentationsfolien in Englisch gezeigt wurden

Sehr beeindruckt hat mich der Vortrag Moving Forward with a Mature Platform von John Blackbourne, der seine Sicht auf zwölf Jahre WordPress-Geschichte und einen Ausblick auf die Zukunft gab. Das WordCamp scheint John selbst viel Spaß gemacht zu haben – und das nicht nur bei der After Party.

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Selbst wer nicht wie Petya Raykovska als Digitaler Nomade in der Welt unterwegs ist, konnte aus ihrer Session Gone with the wind: Lessons learned from a year of location independence viele gute Ratschläge mitnehmen.

After Party WordCamp Torino
After Party, Foto Bego Mario Garde, CC-BY-2.0

Dank großzügigem Sponsoring des Webhoster Siteground gab es zum Abschluss des Tages noch eine ausgelassene After Party bis in die frühen Morgenstunden (auch das wieder alles perfekt organisiert) und das Versprechen, man würde sich spätestens auf dem WordCamp Europe 2016 in Wien (2.200 verkaufte Tickets) wiedersehen. A presto, amici!

Am nächsten Tag sah ich auf dem Weg zum Flughafen die ersten blühenden Kirschbäume. Aufbruch, auch in der Natur.