Wie schon im letzten Jahr hat Matt Mullenweg in seiner Rede „State of the Word“ über die Fortschritte des WordPress-Projekts in den letzten zwölf Monaten berichtet. Der deutliche – und im Voraus absehbare – Schwerpunkt lag auf dem neuen Block-Editor, der am 6. Dezember veröffentlicht wurde. 

Der Block-Editor

Die erste Hälfte seines Vortrags verwandte Mullenweg also darauf, die Beweggründe für die Entwicklung des Gutenberg-Editors vorzustellen und einen kurzen Abriss der Möglichkeiten des Editors zu geben.

Der Zwischenstand, während wir uns auf das Ende von Phase 1 des Gutenberg-Projekts zubewegen: Zusätzlich zu den 70 Blöcken, die zusammen mit WordPress 5.0 ausgeliefert werden, sind inzwischen schon über 100 Blöcke von Plugin-Entwicklerinnen und -Entwicklern auf WordPress.org verfügbar. 

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Gutenberg Mobil

Die offiziellen mobilen Apps, die WordPress direkt von Android und iOS Geräten aus bedienbar machen, fristen ein Schattendasein. Die, von Automattic vor allem für WordPress.com entwickelten, Programme lassen sich zwar auch für selbstbetriebene WordPress-Seiten verwenden, unterstützten da aber ausschließlich den WordPress-Core, Plugins können hier bisher nicht direkt gesteuert werden.

Screenshot der WordPress-App mit einer mobilen Gutenberg-Integration.

Ab Februar 2019 soll zumindest der Gutenberg-Editor als erste Beta-Version Einzug in die mobilen Apps halten. Von Mullenweg während des Vortrags nicht erwähnt, wurde von Gary Pendergast, einem der Gutenberg-Projektverantwortlichen, am Vortag bestätigt, dass auch Drittanbieter Blöcke in der App-Version nutzbar sein werden.

Darüber hinaus ist der neue Editor selbstverständlich wie der Rest des WordPress-Interfaces komplett Responsive, lässt sich also auch über den Browser von Smartphones und Tablets bedienen.

Die nächste Herausforderung – Gutenberg Phase 2

Während sich die erste Phase der Entwicklung auf den Inhaltsbereich fokussiert hat, soll der zweite Abschnitt der Reise Gutenbergs Weg in den Rest der Seite ebnen. Namentlich: Widget-Bereiche und Menüs – und damit indirekt auch Themes.

Die Entwicklung für Widgets ist absehbar, sind unsere heutigen Widgets konzeptionell doch schon nah an Blöcken. Hier konnten wir während der Präsentation einen ersten Blick auf ein Mockup werfen, das eine mögliche zukünftige Integration zeigt.

Browser-Screenshot mit einem WordPress-Widget-Interface, dass Teile des Gutenberg-Editors enthält.
Erstes Mockup des neuen Widget-Interfaces.

Auch dieser Schritt leitet sich aus der ursprünglichen Motivation für den Gutenberg-Editor ab – unerfahrenen Benutzerinnen und Benutzern die Bedienung von WordPress einfacher zu machen. Bei Widgets lässt sich das durch das Zusammenlegen zweier ähnlich funktionierender Interfaces erledigen.

Mit Menüs wird dieser Schritt wohl etwas experimenteller ausfallen, bis eine optimale Lösung gefunden ist. Im einfachsten Fall könnten alle Funktionen des Menüs in einem Block zusammengefasst werden, der beliebig platziert und mit Live-Vorschau bearbeitet werden könnte.

Phase 2 des Projekts ist für 2019 geplant und wird, ähnliche wie Phase 1, über das Gutenberg-Plugin entwickelt, das interessierte Testerinnen und Tester dann auch nach dem Update auf WordPress 5.0 wieder aktivieren können.

Weiter in die Zukunft  – Phase 3 & 4

In einem Blick über das Jahr 2019 hinaus zeigt Gutenberg sein langfristiges Potential. Kollaboratives Schreiben und ein verbesserter Workflow nach dem Vorbild von Google Docs könnten in den nächsten Jahren Einzug in WordPress halten.

In Kombination mit den Neuerungen, die mit Phase 2 kommen sollen, wären dann Annotationen, Revision, Freigaben und gemeinsames Bearbeiten nicht nur für Blöcke im Inhaltsbereich, sondern für das gesamte Design der Seite verfügbar.

Folie der Präsentation: "Regardless of language spoken" - an official way for WordPress to support multilingual sites.

Nach diesen Änderungen – und damit nach dem Jahr 2020 soll der Fokus des Projekts auf einen Bereich gelenkt werden, der außerhalb des englischen Sprachraums schon lange erwartet wird. Eine offizielle Unterstützung für mehrsprachige Seiten.

Aktuell müssen wir dafür noch auf Plugins wie Polylang oder MultilingualPress zurückgreifen. Obwohl diese Plugins hervorragend funktionieren, hätte eine standardisierte Unterstützung seitens des WordPress-Core erhebliche Vorteile für einen Großteil der WordPress-Nutzerinnen und -Nutzer.

Fokus auf andere Themen

Während der letzten Monate lag der Fokus der Core-Entwicklung stark auf dem neuen Editor, die Arbeit an anderen Themen wurde deutlich zurückgefahren und teilweise sogar eingestellt. Dieser Fokus ist nach dem Update auf WP 5.0 jetzt aufgehoben und macht einigen spannenden Projekten Platz.

Autoupdates

Das System für automatische Updates des WordPress-Core ist eines der herausragenden Features des CMS. Bisher waren hiervon aber nur die kleineren Minor-Updates des Core abgedeckt. Nutzerinnen und Nutzer sollen in Zukunft die Möglichkeit haben, optional auch Major-Core-Updates sowie neue Version von Plugins und Themes automatisch zu erhalten.

Block-Verzeichnis

Analog zu den offiziellen Verzeichnissen für Plugins und Themes auf WordPress.org, sollen auch Blöcke ein eigenes Zuhause auf der Seite finden. Als Fernziel sollen neue Blöcke direkt aus dem Gutenberg-Editor heraus gesucht und installiert werden können.

Ticket-Offensive

Im WordPress-Trac, dem Ticket-System des WordPress-Projekts liegen aktuell über 6.500 offene Tickets. Viele davon haben einige Jahre auf dem Buckel und sollen in den nächsten Monaten etwas mehr Aufmerksamkeit erfahren.

PHP-Version

Lange Zeit war der Support alter PHP-Versionen ein Thema, über das in der Community heftig diskutiert wurde. Vor allem im Vergleich zu anderen Systemen war WordPress bislang extrem nachsichtig und unterstützt Stand heute noch 5.2. 

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Für das nächste Jahr steht nun ein Schritt an, der zugunsten vieler Seitenbetreiber mit alten PHP-Versionen bislang gemieden wurde. Ab April 2019 sollen nur noch PHP 5.6 und neuer unterstützt werden. Ausgehend von Effektivität und Rückmeldungen aus diesem ersten Schritt, könnte Ende 2019 eine weitere Anhebung auf PHP 7.0+ erfolgen.

Details dazu finden sich in einem Blogpost auf make.WordPress.org.

Weitere Themen, wie das Integrieren des Health-Check-Plugins in den Core, die während der Präsentation auf einer Folie zu sehen waren, aber nicht zur Sprache kamen, zugehören in der Zusammenfassung der 9 Projekte für 2019, ebenfalls auf make.WordPress.org nachgelesen werden.

Community

Traditionell findet auch die Entwicklung der Community Erwähnung während des State of the Word. So auch in diesem Jahr.

WordCamps

WordCamps, die lokalen WordPress-Konferenzen fanden in 2018 in 48 Ländern insgesamt 145 mal statt und lockten in Summe rund 45.000 Besucherinnen und Besucher an.

Gestemmt werden WordCamps von Freiwilligen Organisatorinnen und Organisatoren. In diesem Jahr haben sich dafür mit rund 1.300 Personen ein knappes Drittel mehr Ehrenamtliche gefunden, als noch im Vorjahr.

Meetups

Während die Zahlen der Teilnehmenden an WordCamps schon recht beeindruckend sind, können sie mit den, in der Regel monatlich stattfindenden, Meetups bei weitem nicht mithalten. 

Weltweit haben die rund 690 Meetup-Gruppen mittlerweile etwa 350.000 Mitglieder und konnten damit seit dem letzten Jahr um etwa 50% zulegen. 

do_action

Auch das relative junge Format des Charity-Hackathons „do_action“ hat sich 2018 gut entwickelt. Mit zwölf Veranstaltungen Weltweit konnten die Initiatoren der Veranstaltungsreihe, bei der Non-Profit-Organisationen von Freiwilligen-Teams an einem Tag eine kostenlose WordPress-Website gebaut bekommen, eine Verdreifachung beobachten.

Im deutschsprachigen Raum fanden mit Zürich und Stuttgart erstmals gleich zwei erfolgreiche do_action-Events statt.

10 Kommentare zu “„State of the Word“ – WordPress im Jahr 2018

  1. Interessante Zusammenfassung. Scheint also spannend an der WordPress-Front zu bleiben!
    Multilingual-Support finde ich recht interessant — in einem hoffentlich weiter zusammenwachsenden Europa dürfte das künftig aktueller werden?!

  2. Den Multilingual-Support gibt es doch schon lange dank der mo-Sprachdateien. Was ist nun neu daran? Geht es um automatisierte Übersetzungen?

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