Eric Mann ist Entwickler aus dem pazifischen Nordwesten der Vereinigten Staaten. Diesen Beitrag haben wir mit Erics freundlicher Erlaubnis aus dem Englischen übersetzt. Die originale Version findet sich auf ttmm.io.

Lange überfällig.

Das ist es. Es ist lange überfällig. Ein Release-Team für eines der größten Projekte im Internet, das nur aus Frauen besteht, hätte schon vor Ewigkeiten passieren müssen. Während ich enttäuscht bin, dass es so lange gedauert hat, Realität zu werden, bin ich auch froh, dass es endlich, endlich so weit ist.

Ganz egal, ob es dir gefällt oder nicht, ob du derselben Meinung bist oder nicht, Männer sind in der IT-Industrie überrepräsentiert. Wir haben uns eine Welt gebaut, in der Männern mit schöner Regelmäßigkeit jede Gelegenheit geboten wird, in der Männer was Technologie angeht im Zweifel immer mehr zugetraut wird, als Frauen. Wenn ein Mann sich als Entwickler vorstellt, nicken die Umstehenden zustimmend oder fragen nach seinem Tech-Stack. Stellt sich eine Frau auf diese Art vor…

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Ehrlich gesagt ist die Doppelmoral in unserer Community manchmal zum Kotzen.

WordPress

In meiner gesamten Karriere als Entwickler hatte ich immer wieder Zeiten in denen ich mehr und weniger in der WordPress-Community involviert war. Ich habe Designs kommen und gehen gesehen, habe verschiedene Kontroversen überstanden und mit Code, Dokumentation, Beratung und als Speaker auf WordCamps zum Projekt beigetragen. Auch wenn ich nicht immer mit allen Entscheidungen zustimmen mag, bin ich doch stolz darauf, ein Teil dieser lebendigen Community sein zu dürfen.

Die meisten Communitys bezeichnen ihr System als Meritokratien. Die Entscheider sind diejenigen mit den meisten Contributions (entweder im Hinblick auf Menge oder Wichtigkeit). Die lautesten Stimmen sind die derjenigen, die am meisten beitragen. Die beste Arbeit wird gesehen und geschätzt. Wir erklären Neuankömmlingen, wie eine Meritokratie funktioniert, in der Erwartung, dass sie unvoreingenommen, wirklich leistungsorientiert und vollkommen fair ist.

Nun ja, das ist nicht wahr.

Nochmal: Männern wird im Zweifel immer mehr zugetraut, wenn es um IT geht. Kommt ein Mann mit einem schlechten Vorschlag um die Ecke, nehmen wir uns die Zeit und helfen ihm zu verstehen, warum der Vorschlag schlecht ist. Ich schließe mich da bewusst nicht aus, habe ich in der Vergangenheit doch häufig selbst so reagiert. Macht eine Frau einen inhaltlich absolut richtigen Vorschlag, der aber unser eigenes Verständnis oder die Roadmap infrage stellt, gehen viele von uns direkt in den Angriffsmodus über.

Du glaubst mir nicht? Nimm dir fünf Minuten und schau dir einfach die Twitter- oder Reddit-Kommentare zu Beiträgen an, die sich um das WordPress-5.6-Team drehen. Unsere Meritokratie ist kaputt.

Wenn wir eine wirklich offene und demokratisierte Community aufbauen wollen, müssen wir uns darauf konzentrieren, die Stimmen und den Einfluss derjenigen zu verstärken, die traditionell am Rande stehen. Die Frauen, die im WordPress-5.6-Release-Team mitarbeiten sind großartige Contributor und ich bin mir sicher, dass das WordPress-Projekt in ihren Händen sicher ist, denn es sind die selben Hände, die schon seit langer Zeit daran arbeiten.

An dieser Stelle muss ich noch zugeben, dass ich seit einiger Zeit nicht mehr am WordPress-Core mitgearbeitet habe. Aber im Moment bin ich aufgeregt und freue mich, wieder einzutauchen. Diese Veränderung zeigt, dass das Projekt seinem Motto, das Veröffentlichen zu demokratisieren, wirklich gerecht wird.

Ich wünsche dem gesamten Team viel Glück! Es wird ein aufregendes Release und ich bin gespannt, wohin die Reise mit euch allen geht.

23 Kommentare zu “Die unaufgeforderte Meinung eines Mannes zum weiblichen WordPress-5.6-Release-Team

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