Zé Fontainhas ist eine europäische WordPress-Legende. Er hatte beim offiziellen Übersetzungs-Team, den Polyglots, eine Weile den Hut auf, hat das WordCamp Europe gestartet und war 2014 wie niemand anderes entscheidend dafür, dass die deutsche WordPress-Community heute überhaupt existiert. Wir haben diesen Beitrag mit Zés freundlicher Erlaubnis aus dem Englischen übersetzt. Die originale Version findet sich auf zedejose.com.

Moment. Ich soll 250 Dollar für dein Plugin bezahlen und mir den Arsch abarbeiten, um sicherzustellen, dass es in meine Sprache übersetzt ist, damit ich es auch tatsächlich verwenden kann? Und du kannst jetzt alle meine Bemühungen und die von anderen als Verkaufsargument nutzen, um mehr Geld zu verdienen? Was?

Warum hat die WordPress-Welt diese Situation so lange stillschweigend hingenommen? Ich denke, wir können zumindest eine bösartige Verschwörung der Plugin-Anbieter ausschließen. Ich weiß wie viele Entwickler*innen und Agenturen arbeiten, ich habe im Laufe der Zeit mit einigen von ihnen zusammengearbeitet. Die Idee mit unbezahlter Arbeit von Freiwilligen Mehrwert für ein kommerzielles Produkt zu schaffen ist in den meisten Fällen nicht aus Gründen der Bosheit, sondern aus Gründen der Selbstgefälligkeit. Es gibt einfach keine Regel, die besagt, dass Übersetzer*innen für kommerzielle Arbeit entschädigt werden müssen (sollte es auch nicht geben müssen, das gebietet der Anstand.).

Früher, als die meisten Plugins in der Community kostenlos waren (wie WordPress selbst es bis heute ist), fühlte sich das Übersetzen wie ein edler Akt an. Übersetzungsgruppen wurden geboren, ganze Gemeinschaften, Regeln und Glossare wurden diskutiert und implementiert, Validator*innen wurden ausgewählt und eingesetzt. Wir haben jetzt Sprachenpakete! Sprachvarianten! Whee!

Das Plugin-Ökosystem hat sich aber zu einem Ort entwickelt, an dem viele der wichtigsten Plugins ein Freemium-Modell verfolgen (was für mich total in Ordnung ist). So war es nur natürlich anzunehmen, dass „Übersetzer*innen übersetzen werden, wie sie es zuvor getan haben“. Und das haben sie. Als sie die Zeit und die Lust dazu hatten. Weil sie es mussten. Für eine Weile. Und alle schienen zu vergessen, dass das Kerngeschäft der Übersetzer*innen nicht das Übersetzen ist. In den meisten Fällen ist es irgendein anderes Projekt, das auf dein Plugin zurückgreift und es eben in ihrer eigenen Sprache benötigt. Im Zweifelsfall liegt der Fokus von Übersetzer*innen also auf ihrem eigenen Business, nicht auf deinem.

Und weil der Premium-Teil deines Plugins normalerweise nicht auf der offiziellen Übersetzungsplattform existiert, unterliegt er nicht den dort geltenden Regeln, Glossaren und Validierungsverfahren, was wiederum zu unvollständigen, inkohärenten und oft schrecklich falschen Übersetzungen führt. Nicht, weil die Übersetzer*innen schlecht oder inkompetent wären, sondern einfach, weil sie keine Linguist*innen sind. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass die Lokalisierungsphilosophie vieler Plugins himmelschreiend schlecht ist (wir werden dieses Thema einem anderen dieser entzückenden Gespräche überlassen). Das macht es Übersetzer*innen nicht unbedingt leichter.

„Aber zumindest ist es übersetzt! Irgendwie…?“, sagst du.

Nun, ich habe einige Neuigkeiten für dich: dein Plugin lebt nicht in einem Vakuum, es teilt sich das Bett mit einer ganzen WordPress-Installation. Für Benutzer*innen ist es fürchterlich ärgerlich und verwirrend, „Post“ oder „Batch“ oder etwas anderes zu sehen, das auf zehn verschiedene Arten von zehn verschiedenen Plugins übersetzt wurde. Für mich ist es ärgerlich. Einige Strings übersetzt zu sehen und andere nicht, schreit für mich: „Ich habe 250 Dollar für ein – ja, funktionierendes – Plugin bezahlt, das aber wie Flickschusterei aussieht.“ Werde ich es einem Kunden empfehlen? Benutze ich es selbst? Ich müsste zuerst sicherstellen, dass die Übersetzung vollständig und korrekt ist, und wenn ich das tue, was ist der Anreiz, die Übersetzungen an den Entwickler zurückzugeben, wenn ich nicht einmal weiß, wer sie validieren wird (oder wie), oder ob sie überhaupt validiert werden? Was ist, wenn jemand anderes irgendwann entscheidet, dass „Batch“ tatsächlich auf Portugiesisch in „Fornada“ übersetzt wird (was technisch korrekt ist, aber „eine Reihe von Dingen bedeutet, die gleichzeitig in einen buchstäblichen Ofen gehen“, also kontextuell falsch)?

Was ich mit all dem sagen will, ist, dass, ähnlich wie ein neues Feature deines Premium-Plugins dich Entwicklungszeit und Geld in der Implementation gekostet hat, Übersetzungen genau das sind: ein Feature. Und zwar eines, dass Übersetzer*innen Zeit und Geld kostet.

Bezahl sie dafür.

„Sicher, aber wie mache ich das, ohne eine ganze Abteilung für die Verwaltung von Dutzenden zuverlässigen Übersetze*innen auf die Beine stellen zu müssen“, fragst du?

  • Die einfachste Option wäre, einen Dienst wie WP-Translations’ TranslationsPress zu nutzen (ich bekomme für diese Erwähnung kein Geld, arbeite nicht für sie, noch sponsern sie mich in irgendeiner Weise), der sich einer ähnlichen Akribie wie die offizielle Übersetzungsplattform für kostenlose Plugins verschrieben hat. Das Konzept ist ziemlich einfach: Du bezahlst sie, sie bezahlen die Übersetzer*innen. Außerdem kann ich aus meinen Jahren mit dem Polyglots-Team mehr oder weniger feststellen, dass die meisten Leute in ihren Sprachteams tatsächlich zuverlässige, offizielle Validatoren auf WordPress.org sind. Es gibt keine Erwähnung dieser Verbindung auf der WP-Translations Website. Aber wenn die Verbindung existiert, sollte sie dort erwähnt sein. In fettgedruckten Buchstaben bei 120px Schriftgröße.
  • Du kannst die aufwändige Route wählen und sicherstellen, dass das gleiche Maß an Gründlichkeit von der oben genannten Plattform und der offiziellen Plattform als Standard etabliert wird. Einige Plugin-Anbieter*innen tun das, und es scheint für sie zu funktionieren. Was sie definitiv nicht tun, ist, Übersetzer*innen zu entschädigen. Du musst sie nicht unbedingt mit tatsächlichem Geld bezahlen. Aber das Mindeste, was du tun kannst, ist, zuverlässigen Übersetzer*innen eine kostenlose Lizenz für dein Produkt zu geben – mindestens so lange sie weiter übersetzen. Es ist nicht so, als wäre es eine tatsächliche Ausgabe für dich, es ist viel mehr eine Investition – und eine gute.
  • Es gibt einen Mittelweg, bei dem du überhaupt keine Plattform selbst implementieren musst und nur die offizielle mit ihren Übersetzer*innen, Validator*innen, Regeln und Glossaren verwendest. Aber denk nicht einmal daran, das als Rechtfertigung dafür zu verwenden, die Übersetzer*innen nicht für die Arbeit an deinen Premium-Plugins entschädigen.
  • Schließlich kannst du all dies auch einfach ignorieren und wie zuvor weitermachen. Es gibt jetzt nur noch einen kleinen Unterschied: Genau diesen Beitrag gab es vorher nicht im Internet, und jetzt gibt es ihn.

Bom dia e obrigado.

Übersetzt aus dem Englischen von Simon Kraft.

7 Kommentare zu “Premium-Plugins und kostenlose Übersetzungen: Warum nur?

  1. Ja, genau! Dieser Beitrag spricht mir aus dem Herzen. Vor allem, da ich auch schon unentgeltlich zu Übersetzungen beigetragen habe.

  2. Ja, das ist in der Tat nervig. Ich habe auch schon so einige Zeit in Übersetzungen für Plugins oder früher gerade für viele Themes investiert.

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