Vom Geben und Nehmen

Einer der Faktoren, die WordPress so stark machen, ist das WordPress-Ökosystem. Neben einer ganzen Industrie von kleinen Dienstleistern, größeren Agenturen und Content-Produzenten besteht dieses Ökosystem auch zu einem nicht unerheblichen Teil aus Theme- und Plugin-Entwicklern. Denn zusätzlich zu den vielen tausend kostenfreien Plugins und Themes auf WordPress.org hat sich in den letzten Jahren ein stetig wachsender Markt für kostenpflichtige Themes und Plugins entwickelt.
Durch die Waren und Dienstleistungen dieses Ökosystems werden Nutzerinnen und Nutzer zum einen ganz unmittelbar unterstützt: Service-Dienstleister helfen bei Einrichtung und Wartung von WordPress, Agenturen realisieren komplexe Auftritte und die Anbieter von Bezahl-Erweiterungen schaffen ein Angebot, das auf dem kostenfreien Markt nicht in der Form geboten werden könnte. Häufig sind es aber auch genau diese Personen und Firmen, die ihr Wissen und ihre erkaufte Zeit am Ende wieder dafür einsetzen, in den Foren auf WordPress.org kostenlosen Support zu leisten, kostenfreie Themes und Plugins anzubieten und letzten Endes auch den WordPress-Core weiterzuentwickeln.

„Premium Open Source“

Was bei einem florierenden Markt von kostenpflichtigen Plugins und Themes gern übersehen wird ist, dass es sich bei all diesen Produkten (oder zumindest den ernstzunehmenden) noch immer um Open Source handelt.
Die GPL, unter der auch der WordPress Core lizenziert ist, schreibt stark vereinfacht gesagt vor, dass alle Abwandlungen einer damit lizenzierten Software ebenfalls unter eben jener Lizenz veröffentlich werden müssen. Nach dem allgemeinen Verständnis werden WordPress-Plugins und -Themes als Derivate, also abgewandelte Produkte des WordPress-Cores, verstanden und unterliegen der eben beschriebener Lizenz-Mechanik.
Aus diesem Grund zahlen wir in der Regel für Updates und Support, nicht für den Code an sich. Und deshalb ist es juristisch gesehen in der Regel unbedenklich, gekaufte Plugins und Themes weiterzugeben und anderen zur Verfügung zu stellen.

Raubkopie als Sicherheitsrisiko

In den letzten Jahren sind immer wieder verschiedene Angebote aufgetaucht, die sich dieses Prinzip der GPL zunutze gemacht haben. Entweder als Bezahl- oder Abo-Modell, in dem ein dritter Anbieter das ursprüngliche Produkt auf eigene Rechnung weiter verkauft. Oder in Form sogenannter „nulled“ Angebote, die einmal bezogen und dann einfach kostenfrei zum Herunterladen angeboten werden.
Mit meinem (zugegeben etwas laienhaften) Verständnis der GPL kann ich an beiden Ansätzen rechtlich erstmal kein Problem feststellen. Mein vorrangiges Problem ist vielmehr ein moralisches. Wer sich an der Arbeit anderer zu bereichert und gleichzeitig dem ursprünglichen Entwickler die Kunden streitig macht, anstatt selbst etwas auf die Beine zu stellen, hat vielleicht einfach den Beruf verfehlt.
Das Geld, dass den Entwicklern auf diesem Weg verloren geht, fehlt am Ende bei Support, Weiterentwicklung der Produkte und letzten Endes auch bei der Weiterentwicklung von WordPress selbst.

Während sich das moralische Problem vielleicht noch ganz gut ignorieren lässt, haben diese (Geschäfts-)Modelle eine ganz andere Schwachstelle: Nicht selten ist der Code, der bei dubiosen Zwischenmännern gegen Geld oder kostenlos geladen werden kann, mit Schadsoftware infiziert und kann die Sicherheit ganzer Installationen in Gefahr bringen. Kommt es tatsächlich zu einer Infektion ist der Schaden – auch bei privaten Seiten – schnell höher, als es die Kosten für das original Plugin oder Theme gewesen wären.

Verkürzt und etwas plakativ lässt sich daher sagen: Finger weg vor raubkopierten Themes und Plugins aus dubiosen Quellen!